Ein besonderes Treffen zwischen Muslimen und Christen – Wenn Vertreter des „christlichen Abendlands” den Islam offen oder unterschwellig als mittelalterlich und gläubige Moslems als unaufgeklärt und rückständig verunglimpfen. Wenn umgekehrt der Heilige Krieg gegen die Dekadenz des Westens zur Pflicht aller Anhänger Allahs erklärt wird. Wenn sich Religionen, ohne Kenntnis voneinander, einmal mehr als Schaubühne für politische und ökonomische Interessenkonflikte missbrauchen lassen. Dann kann „Kunst der Feindschaft” auch so beginnen: Christliche und islamische Gemeinden in Linz und Wels schenken einander Gastfreundschaft und öffnen ihre Gotteshäuser. Sie besuchen einander und nehmen gemeinsam an der Feier des christlichen Gottesdienstes in der Kirche bzw. am Freitagabend-Gebet in der Moschee teil. Ja, mehr noch: im Rahmen des christlichen Wortgottesdienstes liest ein Muslim für Christen aus der Bibel vor, während des Freitagabend-Gebetes trägt ein Christ für Muslime aus dem Koran vor. Vor den religiösen Feiern gibt es jeweils eine Moschee- bzw. eine Kirchenführung. Eigene Kinderprogramme bzw. Kinderfeste lassen die interreligiöse und interkulturelle Begegnung auch für die Kleinen zu einem spannenden Erlebnis werden.“Koran trifft Bibel“ versucht, weder die Glaubens- noch die kulturellen Differenzen zwischen Moslems und Christen zu bagatellisieren, fördert aber das gegenseitige Kennenlernen – der beste Weg Vorurteile zu überwinden. Auch gilt es, die vielen Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen herauszustreichen, die im Gebet zu Allah kulminieren. Ja, Sie lesen richtig, auch (arabische) Christen rufen Allah an. Allah ist nämlich kein Eigenname, sondern bedeutet schlicht „der eine Gott“. Beide Religionen kennen auch die liturgische Geste des Friedensgrußes, mit der vor Gott das Trennende und Feindschaft Stiftende zwischen Menschen suspendiert werden soll. In diesem Sinne setzt „Koran trifft Bibel“ einen Kontrapunkt zur „Kunst der Feindschaft“: „As-salamu-aleikum!“
Archiv - Festival der Regionen 2003
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