„Hymn to Love“ ist ein Stück über ein Europa, das die Reihen schließt. Ein Volk nach dem anderen erhebt den Ruf: „Gebt uns unser Land zurück!“ Und die Polen stimmen begeistert in diesen Chor ein. Es ist auch eine Show darüber, wie gern jede Nation vergisst. Und wie Menschen in ihrem Zorn die Kontrolle über sich verlieren und zu tickenden Zeitbomben werden. Die Geschichte wiederholt sich also.
Mit HYMN TO LOVE habe ich ein monströses „Nationales Liederbuch“ aus verschiedenen Versionen der Bundeshymne, Märschen, patriotischen Liedern, religiösen Hymnen und Volksliedern komponiert – unserem gemeinsamen musikalischen Repertoire, aus dem sich die nationalistischen Rapper von heute so gerne für ihre Remixes bedienen: „HEUTE IST DER TAG DES BLUTES UND DES RUHMES.“ / Erste Zeile aus der Warszawianka (1831), eines legendären Liedes des Novemberaufstands und eines der wichtigsten musikalischen Freiheitssymbole Polens.
Bei der Arbeit an diesem Projekt verfolgte mich das Bild des Häftlingsorchesters in den Konzentrationslagern, das Märsche, klassische deutsche Musik und Operetten der Vorkriegszeit spielte. Alle Insassen waren gezwungen, mitzusingen. Musik spielte im Holocaust eine Rolle. Ich untersuche, in welcher Weise Lieder mit dem Morden im Bunde standen.
Ich glaube, dass der Chor als Abbild der Gemeinschaf t die Funktionsweise des kollektiven Unbewussten aufzeigen kann. Sein Lied macht die Bedrohung deutlich, die von einer Gemeinschaft ausgeht, die durch Heimatliebe miteinander verbunden ist: Die Liebe zu einer Heimat, die ausschließlich für Menschen gedacht ist, die wie wir sind. Einer Heimat, die wie eine Familie ist, die geschützt und rein gehalten werden muss, indem alle Fremdkörper – Menschen anderer Rassen, Religionen, sexueller Ausrichtung – ausgeschlossen werden. Eine solche Liebe ist eine Pervertierung des Gebots „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“! Sie regt Reinheitsfanatiker/Erlöser dazu an, für unser Recht, unsere Nächsten zu lieben, zu kämpfen – solange diese nur aussehen wie wir selbst. „Ihr müsstet mich feiern wegen meiner siebenund siebzig Opfer“, fordert Anders Behring Breivik, „Handlungen wie meine werden dazu beitragen, einen zukünftigen Bürgerkrieg […] abzuwenden, der zum Tod Hunderttausender […] führen könnte. Ich bringe die Welt in Ordnung. Ich bringe das Heil.“ Marta Górnicka
Eintritt: € 18,– / ermäßigt € 14,–
Reservierungen am Karten-Telefon: +43 (0) 680 401 3 973 oder Online-Reservierungen
Ermäßigungen: Ö1-Club, OÖN-Card, DER STANDARD, AKOÖ-Mitglieder mit der AK-Leistungskarte, Raika-Bankomatkarte, Studierende, SchülerInnen, Aktion Hunger auf Kunst und Kultur
Der Chor setzt sich zusammen aus Schauspielern und Schauspielerinnen des Teatr Polski in Posen sowie Mitgliedern des Frauenchors, an dem Amateure, Kinder und Erwachsene mit Down-Syndrom sowie SeniorInnen mitwirken.
Konzept, Text, Regie: Marta Górnicka
Musik: Teoniki Rozynek
Choreografie: Anna Godowska
Dramaturgie: Agata Adamiecka
Bühnenbild: Robert Rumas
Kostüme: Anna-Maria Karczmarska
Puppen: Konrad Czarkowski (Kony Puppets)
Lichtdesign: Artur Sienicki
Produktion: Izabela Dobrowolska, Agnieszka Rózynska
Regieassistenz: Arnold Przadka
Choreografieassistenz: Anna Krysiak
Musikalische Assistenz und Beratung: Joanna Piech-Sławecka
Kostümassistenz: Agnieszka Majkutewicz
Bühnentechnik: Andrzej Szwaczyk
Koproduktion: The CHORUS OF WOMEN Foundation, Polish Theatre in Poznan, Ringlokschuppen Ruhr, Maxim Gorki Theater
Partners: Goethe-Institut, Center for Contemporary Art Ujazdowski Castle
Projekt mitfinanziert von: Stadt Warschau, Stadt Posen und Kunststiftung NRW.
Mit: Sylwia Achu, Pamela Adamik, Anna Andrzejewska, Maria Chlebos, Konrad Cichon, Piotr B . Dabrowski, Tymoteusz Dąbrowski, Maciej Duzynski, Anna Maria Gierczyńska, Paula Głowacka, Maria Haile, Wojciech Jaworski, Borys Jaznicki, Katarzyna Jaznicka, Ewa Konstanciak, Irena Lipczynska, Kamila Michalska, Izabela Ostolska, Filip Piotr Rutkowski, Michał Sierosławski, Ewa Sołtysiak, Ewa Szumska, Krystyna Lama Szydłowska, Kornelia Trawkowska, Anastazja Zak
Marta Górnicka ist Regisseurin und Sängerin, Absolventin der Fakultät für Regie der Theaterakademie Aleksander Zelwerowicz, der Musikhochschule Frédéric Chopin in Warschau, der Warschauer Universität und der Staatlichen Schauspielschule in Krakau. Von 2009 bis 2014 arbeitete sie mit dem Warschauer Theaterinstitut Zbigniew Raszewski und entwickelte ihr eigenes Konzept eines neuen modernen und tragischen Chor-Theaters. 2010 gründete sie mit Unterstützung des Warschauer Theaterinstituts den „Chor der Frauen“, mit dem sie ihre Form des chorischen Theaters weiterentwickelte. Marta Górnicka gastierte mit ihren Inszenierungen weltweit.
In Kooperation mit gfk – Gesellschaft für Kulturpolitik OÖ