In der alten Feuerwehrhalle in Gallneukirchen erlebte ein breites Publikum – darunter auch Schulklassen – Shahrzad Nazarpours beeindruckende Performance Hijab Offline in Zusammenarbeit mit dem Dschungel Wien (Theaterhaus für junges Publikum). Shahrzad, seit ihrem 10. Lebensjahr auf den Theaterbühnen, hat eine bewegende Geschichte zu erzählen. Bereits in jungen Jahren stellte der Hijab eine Hürde für ihre u. a. künstlerische Entfaltung dar.
Ihre erste Begegnung mit dem Theater war von einer schmerzhaften Erfahrung geprägt: Ihr Hijab hatte sich gelockert, als sie einen Monolog präsentierte. Die Reaktionen ihrer Lehrerin und der Mitschüler*innen waren verletzend und hallten lange nach. Bis heute überprüft sie regelmäßig, ob ihre Kleidung auch richtig sitzt, bevor sie eine Bühne betritt.
Die Bühne wird zur Bühne ihrer eigenen Lebensgeschichte, in der sie die Herausforderungen, sowohl im Iran als auch in Österreich, als junge Schauspielerin thematisiert. Hijab Offline geht jedoch weit über die Bedeutung des Kleidungsstücks hinaus. Shahrzad nutzt den Hijab als Sprungbrett, um tiefergehende Fragen über Identität, Selbstbestimmung und Unterstützung bei Diskriminierungen aufzuwerfen.
Die Performance stellt somit existenzielle Fragen, die das Publikum nachdenklich stimmen: Was prägt meine Lebensgeschichte und individuelle Lebenswelt? Welche Werte sind für mich von Bedeutung? Hijab Offline verdeutlicht auch den Kampf der Performerin gegen Vorurteile und Zwänge, ihre Diskussionen mit Eltern und Freund*innen und die intensive Interaktion mit dem Publikum. Es bricht mit traditionellen Vorstellungen von Weiblichkeit und muslimischer Identität durch kraftvolle Monologe, bewegende Choreografien und lebendige Interaktionen. In abschließenden Künstler*innengesprächen fand man Raum für das Vertiefen und Klären von Momenten, die das Publikum auch noch nach der Performance bewegten.
Dokumentation
Impressionen
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CV
Shahrzad Nazarpour ist Performancekünstlerin, Tänzerin, Schauspielerin, Choreografin und Regisseurin. Sie absolvierte ein Bachelor-Studium an der Universität für darstellende Theaterkunst in Teheran und studiert derzeit an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Shahrzad Nazarpour realisierte bereits mehrere Projekte im Iran, sowie in Deutschland, Dänemark, Italien und Österreich. In ihrer künstlerischen Praxis versucht sie, ihre Leidenschaft für Feminismus, Inklusion und Posthumanismus mit ihrem Wissen aus den Bereichen Tanz, Theater und Kampfkunst zu verbinden. Dabei behandelt sie Themen wie sexualisierte Gewalt und Grenzziehung, Körperpolitiken und -disziplinierung, Leben und Tod.
Dschungel Wien ist ein Theaterhaus für Kinder und Jugendliche, dessen gesellschaftliche Verantwortung und Aufgabe es ist, bewegtes Theater für bewegende Zeiten zu machen. Ein Theater, das sich mit den Menschen und den Themen seiner Stadt und seiner Zeit auseinandersetzt, unter Berücksichtigung aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen. Dschungel Wien fungiert als authentische und mutige Plattform für die Sichtweisen, Lebensrealitäten und Interessen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.