© Jens Alpermann
Seit 2007 ist der AUDIOWEG GUSEN als „begehbare Skulptur“ das verborgene Gedächtnis einer Gegend. 2018 wurde im Bereich der ehemaligen KZ-Anlage Bergkristall ein Wohnbau errichtet. Der Audioweg war für die Besucher_innen buchstäblich abgeschnitten. Für den weiteren permanenten Bestand dieses Kunstwerks wurde die letzte Etappe des Audiowegs neu komponiert. Diese wird im Rahmen des Festivals eröffnet.
Der AUDIOWEG GUSEN thematisiert als „begehbare Skulptur“ das verborgene Gedächtnis einer Gegend, in der sich während der NS-Diktatur die Konzentrationslager Gusen I und II befanden. Wer den AUDIOWEG GUSEN geht, wird – ohne Markierungen oder Pläne – nur von einer Stimme über Kopfhörer durch eine beschauliche Wohn- und Erholungslandschaft geführt, die vordergründig nichts von ihrer Vergangenheit erahnen lässt.
2018 wurde im Bereich der ehemaligen KZ-Anlage Bergkristall ein großer Wohnbau auf der Route des unsichtbaren AUDIOWEG GUSEN errichtet, der wie eine Songline der australischen Aborigines durch die Landschaft führt. Der Weg der Besucher war buchstäblich abgeschnitten. Für den weiteren permanenten Bestand dieses weltweit akklamierten und in seiner ortsspezifischen Konzeption einzigartigen Kunstwerks wurde die letzte Etappe des Audiowegs neu komponiert. Es wurde ein Weg angelegt, der wieder zum Eingang des unterirdischen Systems Bergkristall führt.
Man hört Originaltonaufnahmen von Menschen, mit denen für dieses Projekt Interviewgespräche geführt wurden, größtenteils direkt an den Orten, von denen sie sprechen, an denen sich die Besucher_innen dann auch im Moment des Gehens befinden: Überlebende der Lager, Zeitzeug_innen aus der regionalen Bevölkerung sowie heutige Bewohner_innen Gusens. Zu Wort kommen ebenso Wehrmachtssoldaten und ehemalige SS-Angehörige, die in den Lagern Gusen I und II tätig waren.
Man hört, was nicht mehr zu sehen ist.
Sieht, was gegenwärtig ist.
Menschen erzählen, was sonst unausgesprochen bleibt. Es wird möglich, ein und denselben Ort aus völlig verschiedenen Perspektiven aufzunehmen und in Relation zu setzen zu sich selbst.
Bewohnerin von St. Georgen an der Gusen
„Des Entsetzen, wissen Sie des Entsetzen, wos ma g´hobt haum am Anfang, dass a Mensch zu Mensch so sei kau. Des hod si daun g´legt irgendwie. Jo. Des is hoit so! Net.“
Das Entsetzen, wissen Sie, das Entsetzen, das wir am Anfang verspürt haben, dass ein Mensch so mit einem anderen umgehen kann. Das hat sich dann irgendwie gelegt. Ja, so ist das eben, nicht wahr?
„Und I hob´s jo eh an mir selber g´segn, dass ma eigentlich a relativ cool daun scho wordn san, wia ma heit so sche sogt, net.
Mia haum se jo net des ewig do eini nehma kinna!
Ins Herz!
Do wär ma jo eh draufgaunga!“
Und ich hab’s ja dann auch an mir selbst gesehen, dass wir dann eigentlich relativ cool geworden sind, wie man heute so schön sagt. Wir haben uns das ja nicht dauernd so zu Herzen nehmen können!
Da wären wir ja dabei draufgegangen!
Startpunkt und Reservierung der Audiogeräte
Besucherzentrum beim Memorial Gusen
Georgestraße 6, A-4222 Langenstein
Tel: +43 7238 2269-22
E-Mail: education@mauthausen-memorial.org
www.gusen-memorial.at
Dauer des Audiowegs: 99 min
Es gibt den Audiowegin den Sprachen: Deutsch / Englisch / Italienisch. Während dem Festival der Regionen wird zusätzlich Übersetzung in Österreichische Gebärdensprache angeboten (Anmeldung: info@fdr.at).
Die Neukomposition im Bereich des Stollensystems „Bergkristall“ entstand mit Unterstützung von Bund, Land und Europäischer Union – Projektschiene Leader, KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen sowie der Bewusstseinsregion Mauthausen – Gusen – St. Georgen und dem Gedenkdienstkomitee Gusen.
Der Audioweg Gusen entstand mit Unterstützung von: Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus, KZ-Gedenkstätte Mauthausen / Mauthausen Memorial, Kulturabteilung des Landes Oberösterreich, Marktgemeinde St. Georgen/Gusen, Gemeinde Langenstein, Kulturverein Tribüne und Gedenkdienstkomitee Gusen, sowie ANED Italia, Ventimila Leghe und Cittá di Sesto San Giovanni.
Künstler
Christoph Mayer CHM ist in St. Georgen an der Gusen aufgewachsen und lebt heute in Berlin.
Im Zentrum seiner Arbeit stehen orts- und situationsspezifische Untersuchungen und Interventionen, in denen er das Publikum zu teilnehmender Beobachtung und aktiver Auseinandersetzung einlädt.
Zahlreiche Projekte und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland u.a. Hörweg Frauengefängnis Barnimstrasse Berlin, Kunst- + Museumsprojekt Zschadraß, AUDIOWEG GUSEN, SECESSION Wien, ARS ELECTRONICA Linz, Shanghai Spring Art Salon, Sophiensäle Berlin, Frankfurter Positionen, Hessischer Rundfunk, Deutschlandfunk, ORF.
Andreas Hagelüken ist Musikwissenschaftler und Radiopilot, Autor und Soundtüftler, schrieb und produzierte zahlreiche Hörstücke, Portraits und Features, realisierte Installationen und Audiowege.
randfunk.de, hoerspielbox.de
Foto: Audioweg Gusen
Bei der Führung am 30. Juni wird ein_e Gebärdensprachübersetzer_in (ÖGS) anwesend sein, bei Bedarf an Übersetzung am 29. Juni bitte Mail an info@fdr.at.