Die künstlerische Arbeit Baugerüst bestand aus einem handelsüblichen Baugerüst mit einer Länge von 60 Metern und einer Höhe von 6 Metern, das auf einem Feld neben dem Kefermarkter Bahnhof aufgestellt wurde. Entkoppelt von jeglichem Baukörper stand das funktionslose Gerüst für sich allein auf der Wiese, mit einem Ende flach auf dem Boden aufliegend. Die imposante und gleichermaßen fragile Konstruktion schien in der Zeit eingefroren zu sein, eine elegante Drehung, die sich über ihre gesamte Länge erstreckte und sie von einer aufrechten in eine horizontale Position brachte.
Wie auch in vorangegangenen Projekten beschäftigte sich Pia Mayrwöger mit dem Wesen eines Objektes aus dem Baugewerbe, mit dessen Hilfe sie die Grenzen zwischen industriellem und künstlerischem Wert auslotete. In diesem Fall war es ein Baugerüst, das seinen gewöhnlichen Zweck verlor und zur Skulptur erklärt wurde, zu einem Mahnmal für die Fragilität unseres Zustands. Das Ende ist jedoch noch nicht verkündet: Diese Drehbewegung des Niederfallens, Zusammensinkens oder Verbeugens kann auch als ein Aufrichten oder Aufbegehren interpretiert werden – als robuste, leblose Überreste eines menschlichen Versuchs, die Kontrolle über die ihn umgebenden Territorien und Landschaften zu erlangen.
Dokumentation
Impressionen
CV
Pia Mayrwöger befasst sich in ihrer künstlerischen Praxis mit dem Phänomen der handwerklich geprägten Arbeit. Sie verbindet Kunst und Baugewerbe, um das Verhältnis von Ökologie, Ökonomie und Wachstum auszuloten. Dabei fokussiert sie auf technische und ästhetische Aspekte von Maschinen, deren Funktionalität sie verdrängt oder in ihr Gegenteil wendet. Die Wirkung der Maschinen steht im Zentrum ihrer Arbeiten und verleiht diesen eine eigenständige und skulpturale Qualität, die zwischen surrealer Poesie und ironischer Überraschung changiert.