
Das „Bankett am Bankett“ feiert „10 Jahre Sommer der Migration“: mit einem offenen Brunch am Inn und einem Erzählband von Schriftsteller*innen, die um 2015 aus Syrien, Afghanistan und Iran in den deutschsprachigen Literaturraum gekommen sind. 2015 war die Innbrücke oft von der Polizei gesperrt, um Neuankommende und ihre Unterstützer*innen zu kontrollieren. 2025 wird die Brücke zu ihrer eigenen Metapher – bei einem Bankett am Inn laden wir alle ein, darüber zu sprechen, welche Träume aus dem „Sommer der Migration“ realisiert wurden und welche ihrer Umsetzung noch harren. Zentrales Element der Erinnerung ist das dreisprachige Buch „Der lange Winter der Migration“ (Arabisch, Farsi, Deutsch) mit Essays und Kurzgeschichten der eingeladenen Autor*innen. Alle Texte liegen in allen drei Sprachen vor. Das Buch widmen wir der Erinnerung an den Syrisch-Salzburger, in den Alpen verunglückten Autor Jad Turjman.
CVs
Hamed Abboud (Wien)
*1987 in Deir Ez-Zor, Syrien. Studium der Telekommunikationstechnologie in Aleppo. 2012 Flucht über Ägypten, Dubai und die Türkei, 2014 Ankunft in Österreich. Ab 2005 Lesungen in Syrien und Ägypten, ab 2015 auch in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Veröffentlichungen u.a.: „Der Regen der ersten Wolke“, Gedichte, Arwad Publishers Intl. Inc., 2012. „Der Tod backt einen Geburtstagskuchen“, arab./ dt., pudelundpinscher 2017, „In meinem Bart versteckte Geschichten“, arab./dt., 2020 und „Meine vielen Väter“, dt., 2023, beide Edition Korrespondenzen.
Rasha Abbas (Berlin)
*1984 in Latakia, Syrien. Schriftstellerin, Übersetzerin, Drehbuchautorin, Journalistin und Fernsehredakteurin. 2013 Flucht in den Libanon, ab 2014 in Berlin. Kurzgeschichten und Filmdrehbücher sowie Erzählbände auf Arabisch, Englisch, Deutsch u.a.: „Adam hasst das Fernsehen“, 2008, Ein einsames rotes Coca-Cola-Glas: Weihnachtsgeschichte, Berlin 2016, „Die Erfindung der deutschen Grammatik“, Berlin 2016, „Eine Zusammenfassung, von allem, was war“, Berlin 2018, alle erschienen im mikrotext Verlag.
Pooyan Moghaddassi (Wien)
*1982 in Teheran, Iran. Schriftsteller, Dichter und Dramatiker. Seit 2015 lebt er in Wien, derzeit als Freizeitpädagoge an Wiener Schulen. Veröffentlichungen bei iranischen Exil-Verlagen auf Farsi bzw. Farsi/Englisch: „Die hektische Autobahn der Besorgnis“ (Kurzgeschichten), Teheran 2014; „Ich wünschte, ich könnte Granatäpfel tragen“ (Gedichte), London 2016; „Sommer 65“ (Novelle), London 2017. Sein Theaterstück „Die Worte bei der Inquisitionsparty beobachten“/„Watching The Words Parade At The Inquisition Banquet“, übersetzt von Nick Rastin, Roonak Publication, Rotterdam 2019, wurde im selben Jahr im Khane Ketab im WUK in Wien aufgeführt. Die Novelle „Die vergessenen Gräber“ erscheint 2025 bei einem iranischen Exilverlag in London.
Widad Nabi (Berlin)
* 1985 in Kobani, Syrien, aufgewachsen in Aleppo, lebt heute in Berlin. Die kurdisch-syrische Lyrikerin und Autorin absolvierte einen Bachelor in Wirtschafts-wissenschaften an der Universität Aleppo. Während des Krieges schloss sie sich der Opposition gegen Assad an und musste 2015 über See- und Landwege nach Europa flüchten. Sie schreibt für zahlreiche Zeitschriften und Zeitungen, u.a. Berliner Zeitung, Freitag, Spiegel online, Zeit online. Einige ihrer Texte erschienen auf Englisch, Französisch, Italienisch und Türkisch, Spanisch. Buchveröffentlichungen u.a.: „Zeit fūr Liebe, Zeit fūr Krieg“, Aleppo 2013, „Syrien und die Sinnlosigkeit des Todes“ Beirut 2016, (beide auf Arabisch), „Kurz vor 30, … küss mich“, 2019, (Gedichte, Arabisch/Deutsch), „Unsichtbare Brüche“, 2021 (Deutsch), beide Sujet Verlag Bremen.
Asiyeh Panahi (Graz)
*1998 in Maschhad, Iran. Ihre Familie stammt aus Afghanistan. Ihre frühe Kindheit verbrachte sie im Flüchtlingslager Torbat-e Jam bei Maschhad, Iran. Schriftstellerin, Poetry-Slammerin. Flüchtete 2014 mit ihrer Familie nach Österreich. Hier absolvierte sie die Abendmatura und erlangte einen Diplomabschluss in Berufs- und Sozialpädagogik am BFI Graz. Derzeit studiert sie Rechtswissenschaften an der Universität Graz. Sie war Teil des Redaktionsteams von „Kenne Deine Rechte“ des Menschenrechtsbeirats. Kolumnistin der Straßenzeitung Megaphon. Teilnahme an Lyrikfestivals, Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, zuletzt: „Habe bewurzelte Stecklinge“ (2023, Edition Lex Liszt Verlag), Jahrbuch österreichischer Lyrik 2022/2023 (Verlag Melos).
Jad Turjman (in memoriam)
*1989 in Damaskus, Syrien. Schriftsteller, Comedian. Studierte in Damaskus englische Literatur und war bis zu seiner Flucht im Jahr 2014 in der Stadtverwaltung tätig. Lebte seit 2015 in Mattsee, Salzburg, arbeitete neben seiner Arbeit als Schriftsteller und Comedian als Asylbetreuer sowie Workshopleiter (Projekt Heroes) mit Jugendlichen und studierte Psychotherapie. Veröffentlichungen auf Deutsch: „Wenn der Jasmin auswandert: die Geschichte meiner Flucht“, 2019, „Der Geruch der Seele: Eine Liebesgeschichte in Zeiten von Krieg und Revolution“, 2021, „Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt“, 2022 (posthum), alle bei Residenz. Solo-Programm als Stand-Up Comedian: „Der Flüchtling Ihres Vertrauens“ ab 2020. Jad Turjman ist im Juli 2022 beim Bergsteigen nahe Salzburg tödlich verunglückt.
Herausgeberinnen:
Natalie Deewan
*1978 in Wien, praktiziert Reine, Reale, Angewandte und Kollektive Literatur im städtischen und ländlichen, öffentlichen und veröffentlichten Raum. Ab 2017 realisierte sie bisher 11 Leerstandsanagramme an Wiener Geschäftsfassaden. 2022 erschien das mehrsprachige Buch Lucida Console – ein Translatorium Maximum im Klever Verlag. Weiters publizierte sie bisher sechs Postkartenbooklets zu großteils im öffentlichen Raum realisierten Projekten. 2023/24 hatte sie einen Lehrauftrag für „Angewandte Literatur“ an der Kunstuniversität Linz. Zuletzt realisierte sie eine die mitteleuropäische Normalzeit sprengende Gleichzeituhr in der Umgebung der Schallaburg. Seit 2005 leitet sie das pakistanische Currylokal Der Wiener Deewan gemeinsam mit Afzaal Deewan.
http://heterotypia.net/
Lisa Bolyos
*1980 in Wien, ist bildende Künstlerin, Buchautorin und aktiv in transnationalen Solidaritäts- und Klimabewegungen. Sie arbeitet als Straßenzeitungs-redakteurin in Wien. Künstlerische Projekte: Mich hat nicht gewundert, dass sie auf Mädchen steht. Gespräche mit Eltern queerer Kinder (Ausstellung/Buch, 2021), Immo Grief. Für eine kollektive Kultur des Trauerns um ein Zuhause (Performance/Ausstellung/Buch, 2022), Farming for Future. Leben und Arbeiten in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft (künstlerische Projektbegleitung Kulturregion Salzkammergut / Buch, 2023/24), Brachiale. Festival zur Ehrung der Brache (Festivalkuratorin, 2024).
https://lisabolyos.net