Archiv - Festival der Regionen 1995

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FDR 1995

Attwengerfilm

Grenz-Projektionen Heimat und Volksmusik sind irgendwie eins. Wenn’s dann noch heiß hergeht, ist der Gedanke an Attwenger nicht abwegig. Attwenger sprengt Grenzen. Bei etlichen Grenzprojektionen sogar real. Aber auch innerhalb unserer Heimat sind wir Grenzen auf der Spur. Die Rivalitäten zwischen Stadl-Paura und Lambach sind schon Legende. Noch ist nicht entschieden, welcher Fußballplatz der beiden Gemeinden, jeweils aber am Landesviertel-Grenzfluss Traun gelegen, in den Genuss der Vorführung kommen wird. Die Fähre in Ottensheim verbindet diesmal nicht nur das Mühlviertel mit dem Rest von Oberösterreich, sondern dient als Freiluftkino. Dass ab Mitte September Freiluftkino ohne weiteres zum „Frischluftkino“ werden kann, ist angesichts der „heißen Heimat“ vielleicht eine wohltuende Abwechslung. Attwengerfilm ist eine filmische Tour durchs Land, die wieder einen österreichischen Film in die Kinos und an andere mögliche und mitunter unmögliche Orte bringt. Dass dies immer wieder funktioniert, beruht auf dem technischen und organisatorischen Zusammenwirken von Moviemento Linz, Kulturkreis Pettenbach und Local-Bühne Freistadt. Nicht zuletzt sind die örtlichen Kulturinitiativen, Gemeinden, Filmclubs und Kinos unverzichtbare Partner bei diesen filmischen Kino- Grenzwanderungen. Attwenger sind „ein Nichts, ein Häufchen Musikband“. (Jochen Distelmeyer, Musiker, „Blumfeld“). Mit einem alten Kombi fahren sie selbst von Konzert zu Konzert. Ihre Musikinstrumente, Schlagzeug und Ziehharmonika, haben im Kofferraum Platz. Auf der Bühne bauen sie ihre Instrumente selbst auf und spielen ihre Musik, welche einzuordnen dem Hörer selbst überlassen bleibt. Attwenger sind wie „ein Bauernaufstand“ (Sigi Maron, Protestsänger). Attwenger machen alles selbst, nur Attwenger erklären sich selbst nicht, erklären ihre Musik nicht, erzählen fast nichts über sich, über ihre Absichten, über ihre Entstehung. Interviews erweisen sich als schwierig. „Ich dachte mir, diese Leute zu interviewen muss die Hölle sein, und es war die Hölle.“ (Judith Schnaubelt, Zündfunk München). Attwengerfilm ist ein gewachsenes Projekt. Die Drehtage erstrecken sich über drei Jahre. Alle aufgetauchten Konzepte werden immer wieder gebrochen. Attwenger sind nicht greifbar, aber Attwenger greifen von Anfang an selbst in die Gestaltung des Filmes ein. Über drei Jahre Produktionsdauer bringen jede Filmproduktionsfirma ins Schwitzen, auch die Lotus-Film. Aus Zeitmangel von Wolfgang Murnberger stoßen Florian Flicker und Bernhard Weirather zum Projekt und montieren das angesammelte Filmmaterial zu einem 80 Minuten Film. Im Vordergrund steht die Musik. Es ist weniger ein Dokumentarfilm, eher ein Musikfilm geworden. Attwengerfilm wird, so glauben die Gestalter, dem Phänomen Attwenger gerecht. Das Phänomen Attwenger „kann jeden Moment einstürzen,…hoffentlich!“ (Wolfgang Kos, Publizist).