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„Die Möglichkeit, sich die Welt anders vorzustellen“

Großes Interesse bei der Katalogpräsentation zur 16. Ausgabe des Festivals der Regionen zum Thema „Höchste Eisenbahn“ am vergangenen Wochenende: Im gut besuchten Alten Hallenbad in Gallneukirchen trafen sich am Samstag 30.3.2024 zahlreiche Gäste, Mitwirkende, Freund*innen des Festivals, informierten sich über die Publikation und die Ursprünge des Festivals, verfolgten eine kurze Gesprächsrunde mit Künstler*innen und feierten danach zu den Klängen von Attwenger und YBsole. 

Vielen Besucher*innen dürfte die Location bereits bestens bekannt gewesen sein: Gallneukirchen und das Alte Hallenbad gehörten 2023 zu den Hauptschauplätzen des Festivals.

Durch den Abend führte FdR-Vorstandsmitglied Janina Wegscheider, die als erstes Thomas Auer von den Kooperationspartner*innen für das Event, Kulturpool Gusental und Klangfestival, auf die Bühne lud. Auer: „Der Kulturpool ist mittlerweile zu einer echten regionalen Kulturplattform geworden.“

Anschließend präsentierten FdR-Obfrau Fina Esslinger und Ulla Steyrleuthner (Kunstvermittlung & Community Building FdR) die Katalog-Inhalte. Die beiden sprachen über Hintergründe und stellten beteiligte Autor*innen vor. Der Katalog dokumentiert nicht nur alle mehr als 40 Projekte der 16. Festivalausgabe und bietet damit Leser*innen die Möglichkeit, in das Thema einzutauchen. „Gleichzeitig liefert er einen Rückblick auf 30 Jahre Festival der Regionen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven“, sagte FdR Obfrau Fina Esslinger. 

„Inspirierend, utopisch und aufmunternd“

Diese unterschiedlichen Perspektiven behandelte die Regisseurin und Text-Arbeiterin Tina Leisch in ihrem Katalogbeitrag „Um einen genauen Eindruck über die vergangenen Jahrzehnte zu bekommen, habe ich mit etwa 30 Künstler*innen gesprochen und Fragebögen ausgeteilt“, sagt sie. Herausgekommen ist ein detaillierter Einblick in die Anfänge des Festivals und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Stakeholdern. In welchen Punkten decken sich die Eindrücke der Interviewten besonders? Leisch: „Für alle, mit denen ich gesprochen habe – Organisator*innen, Künstler*innen, Publikum – ist das Festival deswegen so großartig, weil es künstlerische Regeln immer wieder neu verhandelt und ein Experimentierfeld für Menschen bietet, welche die gesellschaftlichen Regeln anders definieren wollen“. Es gäbe die Möglichkeit, „die Regeln des Zusammenlebens nicht hinzunehmen, sondern zu verändern“ und sich die Welt anders vorzustellen. „Das wirkt inspirierend, utopisch und aufmunternd“. 


von links: Fina Esslinger, Tina Leisch, Ulla Steyrleuthner, Janina Wegscheider

Für Margot Nazzal, Direktorin der Abteil Kultur und Gesellschaft des Landes OÖ, prägten vor allem die verbindenden Elemente das Festival der Regionen 2023 entlang der Summerauerbahn. „Wenn man den Katalog in Händen hält und durchblättert, erinnert man sich an den belebten Festivalauftakt am sonst so leeren Grenzbahnhof Horní Dvořiště und die nachhaltige Vernetzung der Menschen, die geblieben ist“. 

Volkskulturelle Geschicklichkeitsdemonstrationen neu interpretiert

In einer kurzen Gesprächsrunde diskutierte anschließend Vorstandsmitglied Mario Friedwagner mit vier Künstler*innen, die 2023 im Rahmen des Festivals Projekte umgesetzt hatten – und zwar mit Juliane Kreiner, Isa Schieche, Marek Borsányi und Clemens Stöttinger. Schieche begleitet das Festival schon seit ihrer Kindheit. „Während meiner Volksschulzeit gab es in meinem Heimatort eine Performance, bei der Menschen, die auf einer Wiese auf Sesseln sitzend Käse gegessen haben, aus Feuerwehrschläuchen mit Wasser bespritzt wurden“, berichtete sie über eine einprägsame Erinnerung, „ich habe damals zwar nicht verstanden, was passiert, fand es aber gut.“ 2023 war sie selbst Teil des Festivals gemeinsam mit drei anderen Künstler*innen – für das Projekt in einem Gallneukirchner Flussbett wurden „volkskulturelle Geschicklichkeitsdemonstrationen“ neu interpretiert. „Wir waren viel im Austausch mit Passant*innen, die wissen wollten, warum wir mit riesigen Holzinstrumenten skurril herumspringen“. Clemens Stöttinger berichtete über die Erfahrungen, die er beim Projekt „Free Stock Sport“ sammelte. „Wir haben auf öffentlichen Plätzen in Freistadt Asphaltstockschießen betrieben, einerseits, um Räume spielerisch zurückzuerobern, andererseits wollten wir konstruierte Konflikte entstehen lassen.“ Das funktionierte mit selbst angebrachten Verbotsschildern für die Sportart und unterschiedlichen Stickern – einem Element aus der Fußball-Subkultur – die einen Asphaltstock-Banden-Problem im öffentlichen Raum suggerierten.

Feiern mit Attwenger und YBsole

Schlusswort hatte FdR-Geschäftsführer Otto Tremetzberger, der sich bei sämtlichen Festivalteilnehmer*innen und den Kooperationspartner*innen für das Event (Klangfestival und Kulturpool Gusental) bedankte und auf einige Termine aufmerksam machte: den Lokalaugenschein am 5. April in Braunau, den bis 30. April laufenden Open Call 2025 und natürlich das Festival unter dem Motto „Realistische Träume“ selbst von 13. bis 22. Juni 2025 in Braunau am Inn. Danach wurde ausgiebig bis in die Morgenstunden gefeiert – zu den Klängen von Attwenger und danach DJ YBsole.

Fotos: Magdalena Stummer