Taufkirchen an der Pram wird zur KuhLisse des Kinos für die Kühe. Statt den Samstagabend wie gewohnt im Stall zu verbringen, wandern die Kühe wieder auf die Weide, um Teil eines noch nie dagewesenen Experiments zu werden. Die tierische Empfänglichkeit für klassische Klänge ist bereits bekannt und erforscht. Die Landschaftsplanerinnen Heide-Maria Schatzl und Karin Standler gehen gemeinsam mit dem Filmemacher Leopold Lummerstorfer einen Schritt weiter und machen den Kühen ein für sie ganz neues Medium zugänglich. Die Herde des Bauern Niedermayr darf als erste ihrer Gattung ins Kino gehen. Um ihr den cineastischen Einstieg in einer vertrauten Umgebung zu erleichtern, bekommen die Kühe einen – wenn auch zeitgenössischen – Heimatfilm zu sehen: Auf dem Kuh-Kinoprogramm ist Leopold Lummerstorfers „Rosa Heimat“ ausgewiesen. Die menschlichen BesucherInnen sehen sich an diesem Abend in die Rolle von VerhaltensforscherInnen versetzt, die sich auf die Reaktionen der Kühe beim Filmgenuß konzentrieren. Um die Beobachtung zu erleichtern, werden die Kühe im Weide-Kino von einem Kamerateam gefilmt und live auf eine zweite Leinwand außerhalb des Kinoareals projiziert. Mit Fragebögen ausgestattet, halten die Zaungäste fest, welche Filmpassagen bei den Kühen Wohlwollen finden. Tags darauf öffnet die KuhLisse noch einmal die Pforten eines Kinosaals. Diesmal allerdings nicht auf der Weide, sondern im Gasthof Daurer, das sich „Eichberger Lichtspiele“ nannte, als es dort noch Filme zu sehen gab. Im Rahmen eines gemütlichen Frühschoppens mit der Natternbacher Stub'nmusi läßt das menschliche Publikum den Vorabend Revue passieren und wertet die Fragebögen aus. Die anberaumte Diskussion dreht sich darum, ein sinnvolles Freizeitangebot für die von der EU-Agrarpolitik zunehmend in Statistenrollen gedrängten Kühe zu entwickeln. Der Frühschoppen klingt mit der Vorführung von „Rosa Heimat“ aus.
Archiv - Festival der Regionen 1999
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