Diese Aktion befasst sich mit der Grundüberlegung, dass in der Regel der Mensch sich selbst am meisten fremd ist. Das Verhältnis zum eigenen inneren Fremden und Unbekannten ist ein Parameter dafür, wie sich der Umgang mit dem äußeren Fremden gestaltet und umgekehrt. Das Projekt ruft auf, zu erkennen, dass wir im äußeren Fremden uns selbst begegnen. Das Bedrohliche, Ärgerliche und Unheimliche, das im Fremden wahrgenommen wird, liegt letztendlich in uns selbst. Das Fremde ist wie ein Spiegel sieh hinein – Du siehst das Fremde denn niemand ist so fremd wie sich selbst; Der analytische Umgang mit dem Selbst – für Gruppe und Individuum – scheint der einzige Weg zu sein, dem Irrationalen in der Begegnung mit dem Fremden den Spielraum zu nehmen. Die Chancen, die sich aus diesem Wissen, für Gesellschaft und Kultur ergeben, bleiben bislang erzieherisch ungenutzt. Das Wissen, in jedem Fremden dem eigenen Unbewussten zu begegnen, ist gleichzeitig das Ende des Fremden als Bedrohung. In allem Fremden ist Eigenes – in allem Unheimlichen ist Vertrautes. Der Mensch fürchtet die nie erlernte Auseinandersetzung mit sich selbst, wie er das Fremde fürchtet. Trotzdem gibt es Formen des Einlassens – bei denen das Fremde sogar zum Faszinosum wird. Die Begegnung mit dem Unbekannten, Unheimlichen wird zum Spiel und zum Spaß. Das scheint in unserer Kultur einen festen Platz zu haben.Hier befindet sich der Einstieg des Projektes. Man macht sich das Faszinierende des Fremden zunutze, um die Botschaft über das Fremde zu transportieren. Ablauf: Der Lambacher Marktplatz erscheint im Stil eines alten Jahrmarktes. Gaukler, Artisten, allerlei schräge Vögel und seltsame Gestalten verwandeln den traditionsreichen Kern der Marktgemeinde in ein buntes, unwirkliches Szenario. Das Fremde, Seltsame und Komische lockt den Besucher auf mehreren kleinen Bühnen zur Unterhaltung und zum Gaudium. Dazwischen blitzt zwar das Unheimliche auf, trotzdem ist die Begegnung mit dem Fremden unverbindlich, wie ehedem bei solchen Gelegenheiten. Ein bisschen Greuel darf ruhig dabei sein. Die Rückkehr in Vertrautes läßt das Erlebte bald verblassen -nicht so bei diesem Jahrmarkt. Inmitten des bunten Treibens stößt der Besucher auf ein Tor – eine Art Portal. Das Durchschreiten des Tores, in das Innere des Rossstalls, verspricht eine wahrhaft sensationelle Begegnung mit dem Fremden, die dann allerdings etwas weniger unverbindlich und distanziert abläuft.
Archiv - Festival der Regionen 1993
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