Archiv - Festival der Regionen 2019

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FDR 2019

Ruf gegen die Grenze

Barbara Holub und Paul Rajakovics (transparadiso) betrachten die Grenze zwischen Ober- und Niederösterreich als Testfeld zur „Überwindung“ von Grenzen. Grenzen sollen dabei nicht wegdiskutiert, sondern vielmehr in ihren vielfältigen Erscheinungsformen (auch im Denken und Handeln) thematisiert werden. Fragen nach symbolischen oder gesellschaftlichen Grenzen, Ausgrenzungen, Abgrenzungen, Eingrenzungen und das Potenzial des Überwindens von Grenzen standen auch im Mittelpunkt mehrerer Workshops mit Bewohner_innen, Musiker_innen, Schriftsteller_innen, Sänger_innen, Alltagsperformer_innen, Grenz-Interessierten. Hier wurden Texte und Beiträge als Grundlage für Dialoge gesammelt, die in der Folge in ein literarisches/poetisches/fiktionales/experimentelles Text-/Musikstück transformiert wurden. Dieser „Ruf gegen die Grenze“ wird über zwei spezielle großformatige Megaphon-Objekte zwischen den gegenüberliegenden Donauufern über die Landesgrenze hinweg aufgeführt.

Eine Grenze wie jene zwischen OÖ und NÖ erscheint auf den ersten Blick harmlos und unbedeutend. Die unterschiedlichen Gesetzeslagen produzieren jedoch immer wieder auch im Alltag der Bewohner_innen gewisse Absurditäten, die transparadiso zum Ausgangspunkt nimmt, sich näher mit physischen, tatsächlichen, vorgestellten oder entgrenzten Grenzen zu befassen.

Eine Grenze definiert Identitäten und Differenzen. Eine (geographische) Grenze wird vielfach zum Symbol von Differenz erklärt, um Ausgrenzungen erst zu argumentieren. Grenzen dienen mittlerweile nicht nur rechtsextremen, sondern auch rechtskonservativen Parteien dazu, Ängste zu schüren. Diese Ausgrenzungen sind seit einiger Zeit in großen Teilen unserer Gesellschaft wieder salonfähig geworden und lassen uns erschrecken ob ihrer „sozialen Kälte“.
Da die Grenze einiger Orte des Festivals der Regionen eine flüssige ist (sie verläuft mitten in der Donau), ist diese nicht-fassbare/nicht genau lokalisierbare Grenze eine spannende Ausgangsposition für die Betrachtung einer möglichen Auflösung von Grenzen.
Mit „Ruf gegen die Grenze“ schafft transparadiso eine öffentliche Performance, die die Stimmen der Bevölkerung und deren Anliegen sowie auch mögliche kontroversielle Haltungen erklingen lässt. Die Kultur des Dialogs – über ideologische und persönliche Grenzen und Interessen hinweg – zu pflegen, die auch eine neue Aufmerksamkeit auf das Zuhören legt, ist für transparadiso in Zeiten wachsender emotionaler und sozialer Kälte wesentlich, um neue Qualitäten des Zusammenlebens für die Gemeinschaft – jenseits von persönlichen Interessen – zu etablieren.

„Ruf gegen die Grenze“ knüpft formal an „Times of Dilemma“ an, das transparadiso für die Kulturhauptstadt Valletta 2018 im Rahmen von „The Island is What the Sea Surrounds“ (kuratiert von Maren Richter) aufgeführt hat.

Künstler_innen

transparadiso wurde 1999 von Barbara Holub und Paul Rajakovics als transdisziplinäre Praxis zwischen Kunst, künstlerisch-urbaner Intervention, Urbanismus und Architektur gegründet. transparadiso befasst sich intensiv mit der Frage, welche Rolle Kunst und künstlerische Interventionen für aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen spielen kann. 2018 erhielt transparadiso den Österreichischen Kunstpreis.

RUF GEGEN DIE GRENZE basiert auf Beiträgen von: Anna Maria Brandstätter, Franz Edlinger, Peter Gstöttmaier, Ewa Hanushevsky, Bohdan Hanushevsky, Sarah Kamleitner, Reinhard Leonhartsberger, Eckhard Oberklammer, Pelin Ovat, Ted Pawloff, Heidi Pölzguter, Lothar Pühringer, Nikolaus Prinz, Andrea Taspinarli, Hubert Tazreiter, Markus Teufel, SchülerInnen der Volksschule St.Nikola (3. und 4. Klasse), Roland Wegerer

Performer_innen: Anna Maria Brandstätter, kohelet3 (Bohdan und Ewa Hanushevsky), Pelin Ovat, Christine Scholl, Andrea Taspinarli und die Blasmusikkapelle St. Nikola

DANK an: Katrina Petter (KÖR NÖ), Christine Bruckbauer, Walter Edtbauer (Lebenshilfe Grein) , Brigitte Greisinger (Direktorin Volksschule St.Nikola), Lothar Pühringer (Kulturstadtrat Grein), Nikolaus Prinz (Bgm. St.Nikola), Franz Kriener (Bgm. Neustadtl), Johannes Pressl (Bgm. Ardagger), Gundolf Rajakovics, Erwin Uhrmann, Stefan Üblein (Autohaus Ortner), Alois Schwaiger (via donau), Andreas Kamleitner.

SOEBEN ERSCHIENEN / OUT NOW: 

transparadiso (Barbara Holub/ Paul Rajakovics) Ruf gegen die Grenze / Call Against the Border mit einem Text von / with a text by Maren Richter herausgegeben von / published by Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich / Public Art Lower Austria, 2020, 42 Seiten / pages, Deutsch / English

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Eintritt

Foto: transparadiso

Dieses Projekt ist Teil einer geführten Busreise von Wien zum Festival der Regionen am 5. Juli. Infos findest du hier.

Für diese Veranstaltung ist keine Platzreservierung nötig!
Bei Bedarf an Übersetzung in Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) bitte Mail an info@fdr.at