Archiv - Festival der Regionen 1999

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FDR 1999

Barbaren

Von der Donau getrennt, mit einer Drahtseilbrücke verbunden, von einer gegensätzlichen Geschichte geprägt: Andreas Jungwirth hat sich Franz Grillparzers „Weh dem der lügt“ angenommen und den örtlichen Verhältnissen zwischen Ottensheim und Wilhering angepasst. SchauspielerInnen und Publikum treffen auf dem Ottensheimer Tabor zusammen, um die Parabel von kulturellen Gegensätzen und ihrer Überwindung gemeinsam zu erwandern. Der Weg führt vom Hof des Kirchenfürsten Gregor über die Donau ins Territorium der Barbaren, die Gregors Neffen Atalus als Geisel gefangen halten. Leon, Küchenjunge an Gregors Hof, befreit Atalus mit Hilfe von Edrita, der Schwester des Barbarenführers Kattwald. In wilder Flucht versuchen sie gemeinsam den Grenzfluß zu überqueren, um das rettende Ufer zu erreichen. In Andreas Jungwirths Klassikerentstaubung prallen der christliche Moralismus am Hof des Kirchenmannes und die pervertierte demokratische Barbaren-Gesellschaft aufeinander. Auf der Wanderung zwischen Wilhering und Ottensheim sind die ZuschauerInnen Zeugen eines Kulturkonfliktes. Dabei entpuppt sich der Haß auf das Fremde als Angst vor den eigenen verleugneten Sehnsüchten. Das auflösende und verbindende Prinzip ist in diesem Spiel wie so oft die Liebe, durch die sich die Kreise der beiden Kulturen zum ersten Mal berühren.