Archiv - Festival der Regionen 1999

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FDR 1999

Lochschmidt

Diplomkantor Franz Lochschmidt, 1900 in Bukarest geboren und in Serbien aufgewachsen, wurde im zweiten Weltkrieg zur deutschen Wehrmacht eingezogen und aus englischer Kriegsgefangenschaft 1947 nach Österreich entlassen. Im Flüchtlingslager „65“ in Linz untergebracht, erteilte der diplomierte Musikwissenschafter und Komponist dort Musikunterricht. Unter schwierigsten Umständen gründete er im Lager die Instrumentalgruppe „65“. Mit etwa 40 Jugendlichen aus dem Lager trat er wenig später öffentlich auf. 1948 rief er die heute noch bestehende Blasmusikkapelle „Musikverein Langholzfeld“ ins Leben. 1962 bezog er sein Wohnhaus in Leonding-Doppl bei Linz, wo er im Garten unter Mithilfe seiner SchülerInnen einen eigenen Musiksaal für Proben errichtete – die spätere Heimstätte der „Tonspielgruppe Linz-Doppl“. Franz Lochschmidt betreute bis zu seinem Tod im Jahr 1987 vier Generationen von Musikschülern im Privatunterricht. Dabei behielt er vor allem hinsichtlich der Instrumentierung stets die regionalen und sozialen Gegebenheiten im Auge. Eine Mozartouvertüre arrangierte er beispielsweise für fünf Akkordeons, sieben Blockflöten und einige Gitarren. Das musikalische Repertoire reichte von Volksmusik über Unterhaltungsmusik und Operetten bis hin zu sogenannter E-Musik (Messen, Ouvertüren, klassische Symphonien). In einer mehrmonatigen Recherche baut die Projektgruppe Lochschmidt ein generationenübergreifendes Netzwerk ehemaliger SchülerInnen auf. Die in einem Katalog versammelten Biographien der SchülerInnen erzählen ein Stück regionaler Geschichte. Nach etlichen Proben versammelt sich am 4. Juli ein Orchesterensemble ehemaliger SchülerInnen im Leondinger Doppl Punkt, um gemeinsam „Ein Fest für Lochschmidt“ zu feiern. Das Konzert, auf dessen Programm unter anderem Kompositionen von Lochschmidt selbst stehen, wird für eine CD-Produktion mitgeschnitten.