Auf einer Lichtung im Wald versteckt steht im Wolfsegger Ortsteil Kohlgrube einer der letzten erhaltenen Kohlebrecher Österreichs – ein imposantes Industriedenkmal und architektonisches Zeitzeugnis der Bergbauära im Hausruckviertel. Hier eröffnet am Abend des letzten Freitags im Juni das Festival der Regionen 2003.
Ab 19.00 Uhr laden Peter und Wolfgang Weinhäupl als Eigentümer des Areals und Initiatoren des Projekts „Anwachsen“ ein, das imposante Industriedenkmal kennenzulernen. Die „StrukTour“ – ein Rundweg über das Gelände – erschließt die wechselvolle Geschichte des Bauwerks in fünf Stationen mit Bildern und Klängen abseits von Bergbauromantik. Das Betonskelett des Brechers selbst zeigt sich in neuem Gewand: als Zeichen eines neuen Umgehens mit dem Industriedenkmal überzieht eine bunte Kunststoffstruktur die Konstruktion, die Monumentalität des Baus noch verstärkend.
Bis zur feierlichen Eröffnung durch Festivalleiter Ferry Öllinger, Bürgermeister Emil Söser und Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer um 21.00 Uhr sorgt die Bergknappenkapelle Kohlgrube für Musik. Die darauf folgende Eröffnungsrede hält der ungarische Literat György Dalos, der sich unter dem Titel „In Feindschaft leben“ mit dem Festivalthema „Die Kunst der Feindschaft“ auseinandersetzt. Im Zuge seiner analytischen Operationen auf dem Gebiet der Feindschaft spannt der Autor einen weiten Bogen von Ungarn über Lateinamerika bis Tschetschenien.
Um 22.00 Uhr wird „Das Brecher-Skelett im rechten Licht“ gezeigt. Dafür sorgt eine Liveperformance des Wiener Elektronikmusikers Hons („ferner liefen“ records). Die Sounds im Cinemascope-Format, voller Anspielungen und Querverweise auf vergangene und gegenwärtige Musiken, scheinen wie für einen ungedrehten düsteren Unterhaltungsfilm komponiert.
Um 22.30 Uhr geben sich Markus Binder und Hans-Peter Falkner die Ehre und ein waschechtes Attwenger-Konzert auf dem Kohlebrecher-Areal. Unverwechselbar die groovenden Beats und die langen Ziehharmonika-Sequenzen, die nach den Anfängen in ungestümem Volksmusik-Punk und der Beschäftigung mit elektronischen Musiken wie Trip Hop über die Jahre bei größter Verdichtung von Form und Inhalt angelangt sind. Dazu die auf das Maximum reduzierten Dialekttexte, die ebenso lautmalerisch wie lakonisch von „Geschichten, die sich irgendwo abspielen oder nicht“ erzählen.
Danach begeben sich die Wiener DJs smart und leila love an die Turntables, um der Festivaleröffnung ein tanzbares Finale mit „coal beats“ zu bescheren. dj smart, häufig zu Gast in Clubs wie dem Flex, dem Porgy&Bess und der FM4-Sendung „La Boum Deluxe“, bietet beseelte Underground Housemusic, dj leila love (u.a. Volksgarten Pavillon, Palmenhaus, Meierei) richtet ein perkussives Potpourri aus House und Techno an.
Rund um die Eröffnung schlagen auch zwei Karawanen ihr Lager in Kohlgrube auf. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Kohlebrecher campiert die v.o.n. Karawane des Vereins ohne Namen mit ihren Kamelen, die von Kohlgrube aus zu ihrer einwöchigen Wanderung durch Oberösterreich aufbricht. Motorisiert hingegen die VolxTheaterKarawane, die das Festival im Doppeldeckerbus bereist. Weiters zu Gast: Andrea Maria Krenn mit Bauchladenverkaufslokal und der Kunstpostkarten-„Revolverserie“ sowie die hygienebewegten Herren Juhann & Jod („Wider dem Schnurrbart!“).