Welche Geschichten bewegen uns?
Und wie greifen wir sie auf, um sie zu erzählen?
Die Filmemacherin und Artistic Researcher Teresa Distelberger widmete sich in einem partizipativen Prozess mit Bürger*innen, Schüler*innen und lokalen Historiker*innen den vielschichtigen Geschichten aus den 1930/40er Jahren.
Daraus entstanden sind drei verschiedene Formate:
FUNDSTÜCKE
Installation im öffentlichen Raum und Videos
Überdimensionale Stecknadeln markieren ausgewählte Orte mit Geschichte(n), die mit einer speziellen Landkarte gefunden werden können. In den von der Drechslereiklasse der HTBLA Hallstatt gefertigten Stecknadelköpfen befinden sich „Fundstücke“ – historische Dokumente und Fotos – über QR-Codes sind darin auch Kurzfilme und Musikvideos zu finden. Einzelne Themen und Videos wurden gemeinsam mit Menschen aus der Region erarbeitet und gefilmt.
Die Videos sind im Web und auch vor Ort in eigenen Videoinstallationen in Bad Ischl (Léhar Theater), Bad Goisern (HandWerkHaus) und Hallstatt (HTBLA Ausstellungsraum) zu sehen.
Um die genauen Orte, Materialien und Geschichten für die Stecknadeln zu identifizieren und auszuwählen, hat Teresa Distelberger lokale Historiker*innen zum Dialog eingeladen.
HIER steht die Landkarte der vielschichtige(n) Geschichten zum Download zur Verfügung.
STILLE ZEUGEN
Installation im öffentlichen Raum und Performances
Im Sisipark in Bad Ischl tauchen aus der gepflegten Rasenoberfläche wie Spuren einer verdrängten Vergangenheit große Teile von antiquarischen Möbelstücken auf. Sie erinnern daran, dass im Zuge der Arisierung vieler Villen jüdischer Bürger*innen die ursprüngliche Ausstattung mit Möbel und Hausrat selten restituiert wurde und so manche Stücke sich – wissend oder unwissentlich – noch immer in vielen Haushalten der Region befinden. Die Möbel sind, stellvertretend für die damals enteigneten Möbel, stille Zeugen all der Menschen, die mit ihnen gelebt haben und der Besitzwechsel, die sie erfahren haben. Wem haben diese Möbelstücke gehört, was könnten sie uns erzählen und zu welchen Fragen laden sie uns ein?
In Pop-Up-Performances während des Festivals werden die Möbelstücke von verschiedenen Performer*innen „bespielt“, u.a. von Musiker/Choreograph/Performer Simon Mayer, der Choreografin Romy Kolb und dem Theaterregisseur David Maayan.
Am 26.6. um 10:00 Uhr präsentiert Simon Mayer im Sisi Park die Performance „Der Erbe“, in der er sich mit den inneren Konflikten jener Menschen beschäftigt, die in einem arisierten Haus geboren wurden oder Stücke aus dem Raubgut von Arisierungen geerbt haben.
Die installierten Möbelstücke wurden in der Region für das Projekt gespendet (oder über Willhaben gefunden) und von der Restaurationsklasse der HTBLA Hallstatt umgebaut.
TISCHGESPRÄCHE
Dialogische Kunst und Installation
„Durch’s Reden kumman d’Leit zsamm“, so auch an einem Tisch in vertrauter Runde. Welche Geschichten erzählen wir uns, wenn wir zusammensitzen – und welche eher selten? Welche Geschichten werden in einer Familie oder einer Ortschaft von einer Generation an die nächste weitererzählt und welche Geschichten fallen dabei unter den Tisch?
In einer Serie von moderierten Tischgesprächen werden interessierte Menschen aus der Bevölkerung eingeladen, Geschichten aus ihren Familien und Ortschaften zu erzählen. Auch mit den Schüler*innen der Welterbe Mittelschule und der digi Mittelschule Bad Goisern fanden solche Tischgespräche in einem fächerübergreifenden Projekt von Geschichte und Handarbeiten statt. Aus den Erzählungen entstanden Bilder, in denen historische Fotos mit Lavendelöldruck auf Leinen gedruckt und diese dann bestickt wurden. Dafür wurden alte Stoffe verwendet, die von der Bevölkerung für das Projekt gespendet wurden – darunter auch Teile des geschichtsträchtigen „Steeger Leinens“: In Steeg am Hallstättersee hatten die Nazis große Mengen an Stoff zur Versorgung ihrer „Alpenfestung“ eingelagert. In der Notzeit zu Kriegsende holten sich viele Ortsansässige Stoffe von dort, die heute noch in einigen Haushalten zu finden sind.
Die Installation wird über das Festival der Regionen hinaus vom Hand.Werk.Haus Bad Goisern im Rahmen der Ausstellung „Handwerk bittet zu Tisch“ präsentiert und bietet auch einen Einblick in die dargestellten persönlichen Geschichten.
Offene Tischgespräche im Rahmen des Festivals:
1. Juni in Hallstatt (Bräugasthof)
8. Juni in Bad Goisern (HandWerkHaus)
15. Juni in Bad Ischl (Katholisches Pfarrheim)
29. Juni in Bad Ischl (Katholisches Pfarrheim) mit Günter Kaindlstorfer
Uhrzeit: Jeweils 18:00-20:30 Uhr
Dialogische Gestaltung: Teresa Distelberger und Mario Sinnhofer
In Kooperation mit HTBLA Hallstatt, Hand.Werk.Haus Bad Goisern, Welterbe Mittelschule & digi Mittelschule Bad Goisern, HLW Bad Ischl, Evangelische Pfarre Hallstatt, Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und LeaderRegion REGIS.
Historische Beratung
Nina Höllinger, Michael Kurz, Kurt Lux, Marie-Theres Arnbom und Christian Kloyber
Team
Konzept und künstlerische Umsetzung: Teresa Distelberger
Projektcoaching und dramaturgische Beratung: Karoline Maria Wibmer
Co-Moderation und Koordination „Tischgespräche“: Mario Sinnhofer
Choreographie und Performance zu „Der Erbe“ in “Stille Zeugen”: Simon Mayer
Videocredits
- „Resistance“ Song von den Cromulents
Text und Musik: Gin, Fisch und Hannes
Aufnahme: Tennleuwö Tonstudio. Kamera und Schnitt: Teresa Distelberger und Jane Kennedy - „…vielleicht nachher nia mehr.“
Konzept und Hände: Patricia Eder
Konzept/Stimme/Akkordeon/Kamera/Schnitt: Teresa Distelberger
Aufnahme: Tennleuwö Tonstudio - „Clara Pfeffer“ in Kooperation mit der HLW Bad Ischl und Michael Kurz.
Mitwirkende: Michaela Lindenthaler, Julia Eder, Leonie Reitter, Simone Eiersebner, Marta Marjanović, Sonja Kaiser, Lea Thanner, Jasmin Riedler, Lena Rubenzucker, Lena Egger, Christina Grabner, Johanna Bramberger, Lisa Wiesauer, Melanie Kamp.
Kamera & Schnitt: Teresa Distelberger & Jane Kennedy - „Anton Kaindlstorfer – Eine nationalsozialistische Karriere im Salzkammergut“
Regie und Kamera: Teresa Distelberger
Kamera und Schnitt: Elena Catalina Martín Lobera
Musik: Christian Kapun
Recherche: Kurt Lux - „Steeger Leinen“ – Interview mit Hildegard Scheutz
Kamera und Schnitt: Teresa Distelberger - „Else Bergmann alias Gabriele Brinkmann“
Kamera und Schnitt: Teresa Distelberger und Jane Kennedy
Musik: Nikolai New
Stimmen: Johannes Krisch und Larissa Fuchs
Mischung: Tennleuwö Tonstudio
Handwerkliche Credits
- „Stille Zeugen“ – Umbau der Möbelstücke
Klasse Restauration der HTBLA Hallstatt
Sidonie Aumair, Jan Barnstedt, Valentina Grois, Ilvy-Maria Gumpinger, Jakob Infanger, Marlene Karel, Florian Reininger
Werkstattlehrer: Robert Muckenhofer - „Fundstücke“ – Anfertigung der Stecknadeln
und 3. Klasse Fachschule Drechslerei HTBLA Hallstatt
Armin Etschmann und Elias Kerschbaumer
Werkstattlehrer: Markus Gamsjäger - „Tischgespräche“ – Geschichten als Textildruck und Stickerei
Schüler*innen der Welterbe Mittelschule und digi Mittelschule Bad Goisern:
Albeseder Katharina, Deubler Elisa, Ditachmair Sebastian, David Eder, Gruber Tanja, Hauzenberger Nadine, Lichtenegger Sophie, Lourenco Maria, Neuhuber Julian, Roth Anna, Yüce Eda, Kammerer Kristin, Schilcher Ronja, Neubacher Chiara, Eisl Eva, Kain Kristin, Gamsjäger Leonie, Pomberger Vanessa, Stögner Anna
Geschichtelehrerinnen: Bettina Gratzer und Birgit Röhrenbacher
Handarbeitslehrerinnen: Barbara Wögerbauer und Regina Steinkogler
Dank an
Marion Wisinger, Barbara Kern, Brigitte Mittendorfer, Goldhaubenfrauen Bad Goisern
Mario Friedwagner, Gerda Pilz
Kulturverein kunterbunt KulturBunt Hallstatt, Patricia Eder, Susanne Scheutz, Verena Lobisser
Evangelische Pfarre Hallstatt, Dankfried Kirsch, Hannes Pilz
HTBLA Hallstatt, Christoph Preimesberger, Fritz Idam
Tennleuwö Tonstudio, Roland Promberger
Franz Xaver Mannert, Fred Brandhuber
Christopher und Nikolai New
Gemeinde Bad Ischl, Gemeinde Bad Goisern, Gemeinde Hallstatt
Dokumentation
Einen ausführlichen Projektbericht von Teresa Distelberger finden Sie unter artofco.com/portfolio/vielschichtige-geschichten
Impressionen
Fundstücke
Stille Zeugen
Tischgespräch mit Günter Kaindlstorfer