Archiv - Festival der Regionen 2015

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FDR 2015

Stoff-Wechsel

Spinnen und weben

Als 1993 mit der Webereifabrik in Ebensee einer der wichtigsten Arbeitgeber in Konkurs ging, verloren 140 Menschen – hauptsächlich Frauen – von einem Tag auf den anderen ihren Arbeitsplatz. In Erinnerung an die verlorene Arbeit in der Weberei installieren die Mitarbeiterinnen der Lebenshilfe einen Webstuhl und arbeiten während des Festivals an einem großflächigen Teppich, der neben Stoffen auch unübliche Materialien wie alte Videobänder, Musikkassetten, Fahrradgummi, Wäscheleinen, Plastiksackerl und sonstige Wegwerfmaterialien enthält.

Gemeinsam weben ist das Motto: Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, mitgebrachtes Material mit den Weberinnen der Lebenshilfe zu verweben. Am letzten Tag des Festivals wird der Teppich öffentlich versteigert.

Der Schichtwechsel ergibt sich also selbstverständlich aus dem Umstand einer grundsätzlichen Neuinterpretation der historischen wie gegenwärtigen Produktionsbedingungen unserer Gesellschaft. Produktivität im Sinn von pekuniärer Rentabilität ist chic, Non-Profit unrentabel. Eine Behinderung unter diesen Produktionsverhältnissen ist nicht erwünscht. Wir arbeiten mit unseren wie immer gehandicapten Mitarbeiterinnen an einem Webstuhl, der niemanden ausschließen wird: Weder die Weberei-Profis, noch die Bevölkerung. Gemeinsam weben, das wollen wir anlachen, dazu animieren. Allein durch die angewandte Webtechnik ist „Schichtwechsel“ für uns der ideale Hebel, das (Web-) Schiffchen dazu.

„Während der Festivaldauer sind wir ein Open House und laden interessierte BesucherInnen zu uns ein, um mit uns zu weben. Integration brauchen wir nicht, weil wir kreativ mit allen unseren Defiziten umgehen, so wie jede/r andere auch. Und somit sind wir ein selbstverständlicher und unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft.“

Projektleitung: Brigitta Wallinger mit dem Team der Weberei der Werkstätte Lebenshilfe Gmunden