Museumsinsel für Ebensee
In der Unterführung vom See zum Ortszentrum führt eine Treppe auf eine Verkehrsinsel zwischen Bundesstraße, Abbiegespur und Bahn. Die Treppe ist funktionslos. Diese absurde städtebauliche Situation nimmt Dirk Schlichting zum Anlass, den Treppenaufgang mit einem kleinen Gebäude einzuhausen – dem stiegenmuseum.ebensee.
So erhält Ebensee vorübergehend eine Museumsinsel mit einem Museum, das ein einziges Exponat enthält: Die Stiege, deren Mittelpodest vergoldet wird. Durch die Musealisierung der Situation bekommt der Ort wieder eine Funktion als temporäre Kultureinrichtung. Das Gebäude bezieht sich in Architektur und Ausführung auf das sich im Blickfeld befindliche museum.ebensee, sodass es wie ein „Ableger“ des großen Museumsgebäudes wirkt.
Das stiegenmuseum.ebensee bezieht sich als temporärer Eingriff in erster Linie auf die Situation vor Ort, sensibilisiert damit aber auch für das Umfeld. Die Festivalthematik des Schichtwechsels wird nicht illustrativ behandelt, sondern spielt in verschiedenen Betrachtungsmöglichkeiten eine Rolle, z.B. als „Gegenwartsarchäologie“: Wie reagiert man, wenn sich industrielle, städtebauliche oder soziale Situationen verändern, was bewahrt man auf, was schichtet man in einen anderen Kontext um, was erfordert einen Neuanfang? Findet man im neuen Museum eine Stärkung des Kultursektors, der im Strukturwandel als identitätstiftender Beitrag funktionieren kann? Dirk Schlichting: „Interessant ist für mich die vorhandene Funktionslosigkeit von Verkehrsinsel und Treppe. Durch die Einhausung des Ortes und Umwidmung zum musealen Bereich wird die absurde und gleichzeitig banale Situation überhöht. Dazu trägt auch die einzige Veränderung im Innenraum bei – die Vergoldung des Mittelpodests.“