Der Krieg, der im März 2011 in Syrien ausgebrochen ist, hat dazu geführt, dass viele Menschen das Land verlassen haben, weil die Lebensbedingungen unmenschlich geworden sind. Aber viele Menschen bleiben auch weiterhin in Syrien und versuchen, dort ihr Leben selbst unter extremsten Bedingungen zu meistern.
Syrische Frauen tragen dabei eine Vielzahl von zusätzlichen Bürden. Genauso wie die Männer müssen sie arbeiten gehen, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien zu verdienen und darüber hinaus sind sie für Hausarbeit und Erziehung der Kinder zuständig. Die Männer in Syrien, sowohl gebildete als auch ungebildete, sehen sich nicht
als zuständig für diese Arbeiten (Anmerkung: nicht gänzlich anders als in Österreich). Noch schwieriger wurde die Situation der Frauen im Krieg. Sie haben nicht aufgehört zu arbeiten, trotz der Raketen, Autobomben, Scharfschützen und der Tatsache, dass gerade Frauen Gefahr laufen, gekidnappt und getötet zu werden. Viele Frauen sind in dieser Situation völlig alleine, weil ihre Männer, Söhne und Brüder getötet worden sind.
Statistiken belegen, dass mehr als ein Viertel der syrischen Familien von einer Frau erhalten werden.
In vielen Gegenden gibt es keine oder zu wenig Versorgung mit dem Notwendigsten, wie z.B. Wasser, Elektrizität, Kommunikation und Nahrungsmittel, die zudem extrem teuer geworden sind. Viele Menschen mussten ihre Häuser verlassen, um in einer sichereren Gegend zu wohnen, wo sie allerdings höhere Mieten zahlen müssen.
Besonderes Augenmerk verdienen die beeindruckenden syrischen Frauen, die trotz dieser schwierigen Bedingungen und trotz des Krieges künstlerisch tätig sind – ohne finanzielle Unterstützung dafür zu bekommen und ohne auf Anerkennung für ihre künstlerische Arbeit hoffen zu können. Diese Frauen verdienen große Anerkennung dafür, dass und wie sie dem psychischen Druck, der Angst, der Trauer und der Wut standhalten, die dieser Krieg verursacht.
Eine dieser Künstlerinnen, Nuha Jubara, wurde mit Ihrem Ehemann und vier Kindern gewaltsam aus ihrem Haus in Jobar (nahe Damaskus) vertrieben. Ihr Haus, ihr Atelier und ihre Kunstwerke wurden zerstört und verbrannt. Trotzdem hat sie weder ihr Leben noch ihre Kunst aufgegeben. Sie hat weiter gemalt und schließlich ihre Werke in einem Ärztezentrum mitten in Damaskus ausgestellt. In ihrer Arbeit beschreibt sie Lebensumstände, die von ihren eigenen Erfahrungen und denen anderer Frauen inspiriert sind. Sie hat auf diese Weise alles dokumentiert, was ihrer Familie passiert ist.
Im Vortrag wird Leben und Arbeit von ausgewählten syrischen Künstlerinnen präsentiert und mit Bildern ihres Schaffens verdeutlicht.
Moderation: Andrea Hummer, transpart – Verein für transnationale Partizipation