© S()fia Braga
Die Medienkünstlerin S()fia Braga untersuchte in Manifesting Earthly Survival die Rolle kollektiver Erzählungen und der Vorstellungskraft bei der Entwicklung spekulativer Szenarien für das Überleben unseres Planeten Erde.
Das Projekt basierte auf der Manifestation, einer Praxis, die darauf abzielt, Ideen und Visionen zu verwirklichen, indem eine proaktive Denkweise etabliert wird, die die Grundlage für Verhaltensänderungen bildet und zu einem definierten Ziel führt. Ursprünglich als Phänomen der Online-Selbstverbesserung für finanziellen Erfolg propagiert, wurden die Techniken hier mit einer Verlagerung des Fokus vom Selbst auf das Globale aufgegriffen und genutzt.
Für das Festival entwickelte S()fia Braga eine auf Anleitungen basierende Routine, um einen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit anzuregen, die als Videoinstallation und Workshop präsentiert wurde. Das Video führte bei der Ausstellung in Steyregg in die notwendigen Schritte für das Überleben der Erde ein: Dankbarkeit für Ressourcen der Erde und für Menschen, die bereits daran arbeiten, diese zu schützen; Bewusstseinsbildung durch Vertiefung der Auswirkungen der Klimakrise; gemeinsames Schreiben und Visualisieren wünschenswerter Zukunftsszenarien; die Ausrichtung der Gedanken und Absichten auf die daraus resultierenden Handlungen. Die Techniken wurden von Bildern blühender Naturgebiete und 3D-Szenen gesunder Ökosysteme begleitet, die als Grundlage für den Workshop dienten.
In den Gruppensitzungen, in Steyregg und Gallneukirchen organisiert, wurde die Routine von Besucher*innen durchgeführt. Nach der Visualisierungsphase ging es in der Diskussion um die Werte und Szenarien, die die Gruppe als wertvoll für die Zukunft erachtete, wobei man zwischen Idealismus und konkreten Lösungen schwankte. Ein wichtiger Moment der kollektiven Willensbekundung kam auf: Denn auch wenn die detaillierten Szenarien nicht übereinstimmten, war die Manifestation des gemeinsamen Willens, das Überleben der Erde zu fördern, ein starker Katalysator für Solidarität und gemeinsames Handeln.
Wissenschaftliche Mitarbeit: Yelena Mitriushkina
Workshop Unterstützung: Matthias Pitscher
Impressionen
Booklet*Manifest
zur Künstler:innen-Webseite
CV
S()fia Braga ist eine italienische Transmedia-Künstlerin, die zwischen Wien und Linz lebt und arbeitet und künstlerische Forschung betreibt, die digitale und postdigitale Praktiken verbindet. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Erforschung neuer Technologien, um spekulative Fantasien zu schaffen, die sich mit Themen wie Transhumanismus, menschlicher und nicht-menschlicher Zusammenarbeit und nicht-menschlicher Handlungsfähigkeit auseinandersetzen. Darüber hinaus untersucht S()fia in ihrer Arbeit das Konzept der „Interveillance“ und beleuchtet die Machtdynamik, die durch die Betriebsstrukturen zentralisierter Social-Media-Plattformen ermöglicht wird, sowie deren soziologische Implikationen.
S()fias Identität verändert sich ständig und geht Hand in Hand mit den Erzählungen, die sie erschafft: In den letzten Jahren war sie eine Künstlerin, eine transhumanistische Unternehmerin, eine KI-Autorin, eine Cyberstalkerin, eine TikToker und ist mehrmals zu einer monströsen Kreatur mutiert.
Im Jahr 2022 gewann sie den Bank Austria Studios Award und die Kunstförderpreise der Stadt Linz (UNESCO city of Media Art) in der Kategorie Neue Medienkunst. Ihre Arbeiten wurden u. a. beim Ars Electronica Festival (AT), im Xie Zilong Photography Museum (CN), bei der XII Video Vortex Conference (MT), der WRO Media Art Biennale (PL), der Deutschen Bank (IT), dem Schlossmuseum Linz (AT) und der Pinacoteca Albertina di Torino (IT) ausgestellt.