Eine Frau steht allein am Straßenrand – ist sie Autostopperin, Prostituierte, eine Hilfesuchende, eine Flüchtige, Verschleppte, Verirrte oder Verwirrte? Ihr Aussehen ist jedenfalls unauffällig: scheinbar einheimisch, konventionell gekleidet, kein Gepäck bis auf eine Handtasche, Alter um die 40. Sie versucht, mit Winkbewegungen Autos aufzuhalten.
Wenn ein Auto anhält, steigt sie nicht ein, sondern erzählt durch das heruntergelassene Fenster in der Ich-Form kurze Auszüge aus Berichten von Frauen, die auf unterschiedliche Weise in Abhängigkeit geraten sind, beispielsweise als Sexarbeiterin oder als Haushaltssklavin. Allen gemeinsam ist eine Geschichte der Migration, im Laufe derer sie ihre Papiere und daraufhin ihre Selbstbestimmung eingebüßt haben. Die Texte basieren auf dem Filmskript von „Kurz davor ist es passiert“ (Anja Salomonowitz, 2006). In diesem Film werden reale Berichte von Frauen, die auf unterschiedliche Weisen nach Österreich gekommen sind und dann festgehalten, abhängig und unsichtbar gemacht wurden, von Personen erzählt, die durch ihre Funktion das jeweilige Umfeld repräsentieren: ein Grenzbeamter, ein Mitarbeiter eines Bordells, eine Diplomatin … An fünf aufeinanderfolgenden Tagen werden diese Geschichten – vergleichbar einer Krimiserie mit jeweils offenem Ausgang – in chronologischer Reihenfolge erzählt, wobei dennoch nur ein etwa zwei- bis fünfminütiges Fragment der individuellen Erlebnisse vermittelt wird.
Die Performance wird audiovisuell dokumentiert und im Anschluss an das Festival der Regionen als Webserial veröffentlicht.
Idee, Regie, Produktionsleitung: Amina Handke
Texte: Anja Salomonowitz / LEFÖ
Mit freundlicher Genehmigung von Amour Fou
Darstellerin: Andrea Märzinger
Kamera und Ton: Roland De Roo
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