Über das (aus dem Blick) Verschwundene
Die Künstlerin, Autorin und Philosophin Judith Fischer lebte von ihrem zweiten bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr in Ebensee. Aus einem Abstand von dreißig Jahren (1985-2015) heraus unternimmt sie eine visuelle und schriftliche Recherche nach dem Verschwundenen in Ebensee.
„Wenn wir durch einen Ort gehen, in dem wir lange gelebt haben und ihn gleichzeitig schon lange verlassen haben, dann sehen wir 30 Jahre später Gebäude und Dinge und Strukturen und Spuren von Ereignissen, die für das bloße Auge nicht mehr sichtbar sind. Die kognitiven visuellen Wahrnehmungen werden überlagert durch unsere visuellen Erinnerungen, die auch synästhetische Erinnerungen sind: der Sanfte Engel in der Konditorei Reischauer (eine Eisspezialität); der Beserlpark; kleine Materialseilbahnen, die Geröll durch den Ort transportieren; der Bahnübergang; das Fotogeschäft, aus dem eines Tages der Inhaber einfach spurlos verschwand und das geschlossen werden musste; Eislaufen am Offensee; Baden am Langbathsee; das ehemalige KZ mit den Einfamilienhäusern drauf; der Albatros auf der Traunbrücke auf meinem Schulweg; die Bibliothek der Solvay; die saure Wurst im ‚Antenoasch‘; das Dickicht unten am Sauzipf; das Hallenbad; der ‚Streng‘ im Herbst; die Lagerhallen der Saline und nebenan der Sumpf voller Blutegel …“. Präsentiert werden die Ergebnisse der Re- cherche in einem analogen Diavortrag mit Lesung der Kurztexte und einer Posterserie (Grafikdesign Manuel Radde).
Eintritt frei