Archiv - Festival der Regionen 2019

Sie befinden sich im Projektarchiv eines vergangenen Festivals.

FDR 2019

Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen

In der Nacht auf den 2. Februar 1945 und in den darauffolgenden Wochen wurden 500 aus dem KZ Mauthausen geflohene Gefangene von SS, HJ, Volkssturm und der heimischen Bevölkerung durch das umliegende Mühlviertel gejagt, erschossen, erschlagen, auf bestialische Weise getötet. 1994 drehte der oberösterreichische Autor und Regisseur Andreas Gruber dazu den Spielfilm „Hasenjagd – Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen.“ Beim Festival führt uns Andreas Gruber in einer Wanderung entlang der Fluchtrouten der „Mühlviertler Hasenjagd“ zu Originalschauplätzen, berichtet über Quellen und Augenzeug_innen, erzählt von den anstrengenden Dreharbeiten und den internationalen Reaktionen auf den Film. Während des Festivalzeitraums wird der Film an unterschiedlichen Orten in Anwesenheit des Regisseurs gezeigt.

Filmvorführungen in Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, dem Kino Grein und dem Kino Katsdorf. Bitte reservieren Sie direkt bei den Kinos unter https://www.stadtkino-grein.com/kontakt/ bzw. http://www.kino-katsdorf.at/ticketreservierung/ für die Kino-Vorführungen.

Wanderung:

Treffpunkt für die Wanderung ist der Bahnhof Mauthausen, wo die erste Station der Wanderung ist. Nach einer kurzen Einführung fahren wir gemeinsam mit dem Bus zum KZ-Mauthausen. Direkt am Zaun des Lagers, dem ehemaligen Standort des „Todesblock 20“, beginnen wir unsere Wanderung und bewegen uns entlang der Fluchtrouten bis nach Ried in der Riedmark, wo der Bus zur Abholung wartet.

Begrenzte Sitzplatzanzahl, daher bitte um Voranmeldung unter info@fdr.at oder ab 15. Juni unter +43(0)670 4059029.

In der Nacht auf den 2. Februar 1945 und in den darauffolgenden Wochen wurden 500 aus dem KZ Mauthausen geflohene Gefangene von SS, HJ, Volkssturm und der heimischen Bevölkerung durch das umliegende Mühlviertel gejagt, erschossen, erschlagen, auf bestialische Weise getötet.

Nach wenigen Wochen gab es kaum noch einen faktischen Hinweis darauf, was in dieser Nacht und in den folgenden Tagen und Wochen im KZ Mauthausen und in den umliegenden Dörfern des Mühlviertels geschehen war.

Auch im Verwischen von Spuren, im „Reinemachen“ ging die SS mit „deutscher Gründlichkeit“ vor. Da vielleicht noch ein Einschussloch in einer Kredenz, dort eine aufgerissene, gestreifte Jacke, zu einem Putzlappen umfunktioniert. Fast alle der 500 geflohenen KZ-Häftlinge waren erschossen oder erschlagen, die Toten eingesammelt und verbrannt. Der Schnee dieser bitterkalten Nacht war weggeschmolzen, und damit schien alles beseitigt. Was „Mühlviertler Hasenjagd“ – so die zynische Bezeichnung der SS – genannt wurde und vorerst kaum Eingang in die Geschichtsbücher fand, war faktisch eine bestialische Menschenhatz, wird aber auch damit nur sehr ungenügend beschrieben. Die 500 in dieser Februarnacht – wenige Monate vor Kriegsende – aus dem Todesblock 20 des KZ Mauthausen geflüchteten sowjetischen Offiziere wurden von der SS gejagt und auf alle erdenklichen Arten zu Tode gebracht. Mehr noch: Lagerkommandant Ziereis forderte die Bevölkerung der umliegenden Ortschaften und Märkte persönlich auf, sich an dieser Hatz zu beteiligen und die entflohenen „Verbrecher“ an Ort und Stelle zu „erledigen“. Ein paar Wochen lang durchkämmten Volkssturm, HJ und SS die Wälder und Winkel dieser Gegend, um alle Geflohenen aufzustöbern. Doch einige hatten das große Glück, von mutigen Einheimischen aufgenommen und versteckt zu werden. So auch Michail Rybtschinsky und Nicolai Zemkalo, die von der Familie Langthaler in Schwertberg unter Lebensgefahr bis Kriegsende versteckt wurden und somit wichtige Zeugen des Geschehens waren.

1994 drehte der oberösterreichische Autor und Regisseur Andreas Gruber rund um die Begebenheiten in und um Mauthausen den Spielfilm „Hasenjagd – Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen.“

Auf der Wanderung entlang der Fluchtrouten der „Mühlviertler Hasenjagd“ führt der Regisseur zu Originalschauplätzen des Geschehens und erzählt über seine Quellenlage und die Gespräche mit Augenzeug_innen. Er erläutert das Konzept für den Film und erzählt von anstrengenden Dreharbeiten und den internationalen Reaktionen auf den Film.

Künstler

Andreas Gruber ist freiberuflich als Drehbuchautor und Filmregisseur tätig. Er studierte Drehbuch und Regie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Wien und hat seit 2002 einen Lehrstuhl an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Für seine umfassende Filmografie erhielt er inner- und außerhalb Österreichs zahlreiche Preise und Auszeichnungen.

Er hatte eine Professur für Drehbuch und Dramaturgie an der Kunsthochschule für Medien in Köln und hat seit 2002 den Lehrstuhl für Regie/Dramaturgie/Produktion an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Er gründete Provinz-Film International und ist geschäftsführender Gesellschafter. Seine umfassende Filmografie wird durch zahlreiche Veröffentlichungen ergänzt.

Eintritt

Foto: Andreas Gruber