Chemiekeule oder Bio?
Bereits vor dem Festival gehen drei adrett gekleidete Menschen von Haushalt zu Haushalt in Ebensee und bitten um Erlaubnis, einen Raum gründlich zu putzen. Ob Küche, Wohnzimmer oder Klo – wo immer sie eingelassen werden, wird gereinigt, bis der Raum blitzt vor Sauberkeit.
Die beiden Herren putzen, die Dame organisiert, kontrolliert, dokumentiert und plaudert mit der Hausfrau oder dem Hausmann über nützliche Tipps. Verwendet werden Putzmittel, die im Haushalt vorgefunden werden. Die Reinigung ist gratis; gebeten wird lediglich um ein Putzutensil, z.B. in Form eines alten Fetzens, einer halb vollen Flasche Reinigungsmittel, eines Staubsaugerbeutels. Diese Materialien werden nach Fundort, Verwendungszweck, Haushaltsadresse und Zeitpunkt beschriftet und ins museum.ebensee gebracht, wo sie katalogisiert, sortiert und als Heimatfunde während des Festivals ausgestellt werden.
Putzen ist eine alltägliche Kulturtechnik, Reinheit gilt als Ideal. Doch das Putzen selber gilt als minderwertige Arbeit, die in den meisten Haushalten immer noch von Frauen erledigt wird. Dies ist ein Aspekt für die Putzaktion. Ein anderer Aspekt bezieht sich auf die Methoden und Mittel zur Reinigung: Der Markt bietet eine schier unendliche Vielfalt an Produkten, deren Auswahl und Anwendung einiges über die Ansprüche hinsichtlich Sauberkeit und Umweltbewusstsein in den Haushalten Aufschlüsse gibt: Chemiekeule oder Bio? Desinfektion oder Waschnüsse? Zitrus oder Frosch? Feuchter Fetzen oder Tischstaubsauger? Die gesammelten Dokumente im museum. ebensee vermitteln einen Überblick über das lokale Sauberkeitsempfinden.
Eintritt frei
Mit freundlicher Unterstützung von museum.ebensee